Umbau oder Neubau einer katholischen Grundschule?

Die Verwaltung legt zur Sitzung des Schulausschusses am 06. Mai 2019 einen Kostenvergleich zwischen Umbau am bestehenden Standort und einem Neubau vor. Dieser „Vergleich“ verdient seinen Namen nicht! Deshalb untersucht die AL-Fraktion die Thesen der Verwaltung.

Insgesamt werden 4 Varianten untersucht.
A: Neubau am Standort Bergerhof auf dem Gelände der bestehenden Grundschule.
B: Neubau auf Freifläche irgendwo im Stadtgebiet.
C: Neubau auf dem Grundstück Neustraße/Blumenstraße.
D: Umbau der Grundschule Lindenbaum am bestehenden Standort.
Die beiden wahrscheinlichsten Varianten C und D haben nach unserer Auffassung noch nicht den notwendigen Konkretisierungsgrad erreicht, der für eine sachgerechte Entscheidung Voraussetzung ist. Die Ablehnungsgründe für die Variante A sind nicht wirklich unmittelbar einsichtig. Warum sollte – wie die Verwaltung behauptet – der eigenständige pädagogische Ansatz durch einen gemeinsamen Standort oder besser durch eine unmittelbare Nachbarschaft gefährdet sein?Dennoch hält auch die AL-Fraktion diesen SPD-Vorschlag für nicht sehr zielführend. Auch hier müssten genauere Untersuchungen durchgeführt werden, um aufzeigen zu können, dass dieser Vorschlag gegenüber den Varianten C und D besondere Vorteile besäße. Wir schlagen deshalb vor, dass der Schulausschuss zunächst einmal ein Votum abgibt, dass sich die Verwaltung künftig nur mit den Varianten C und D beschäftigen sollte.

Die Überlegungen zur Variante C sind dadurch gekennzeichnet, dass hier von einem Neubau und einer Totalsanierung der Sporthalle gesprochen wird. Es wird nicht explizit geprüft, ob und wenn ja, welche vorhandenen Gebäudeteile erhaltenswert sind und mit einem Neubau verbunden werden könnten. Der Kernpunkt unserer Kritik an dem vorgenommenen Vergleich besteht allerdings darin, dass hier Äpfel mit Birnen verglichen werden. Der umgebaute Standort Lindenbaum erreicht eine Bruttogeschoßfläche von 2370 m², während der Neubau von einer Bruttogeschossfläche von 3.885 m² ausgeht und damit um 1.515 m² (= 64%) größer ist, als der Standort Lindenbaum. Handelt es sich dabei um das stillschweigende Eingeständnis, dass der Standort Lindenbau doch nicht den pädagogischen Anforderungen genügt, oder wollte man die Kostendifferenz zu Gunsten des Standortes Lindenbaum besonders günstig darstellen?

Schulhof Lindenbau heute
Der Schulhof heute für 200 Kinder. Beim Umbau fällt der mit Pfeil gekennzeichnete Teil einem Anbau zum Opfer.

Werden für beide Varianten die gleiche Größe unterstellt, und das kann nur der kleinere Wert des Lindenbaumstandortes sein, weil hier die vorhandenen Flächen nun vollständig ausgereizt sind, ergibt sich folgendes Bild (Details siehe Kalkulationsblatt):

Allein auf der Basis der Kostenschätzung für gleichgroße Gebäude schrumpft die Differenz auf 2,5 Mio. €, die die Umbaulösung günstiger ist. Dabei ist die Turnhallenproblematik zunächst außen vorgelassen worden, weil sich hier die größten Widersprüche ergeben. Denn obgleich die Verwaltung eingesteht, dass am Standort Blumenstraße eine „Totalsanierung“ notwendig ist, wird in der Kostenschätzung offensichtlich mit einem Neubau gerechnet. Über alle von uns unterstellten Annahmen informiert das Kalkulationsblatt. Durch Verkauf der freiwerdenden Innenstadtgrundstücke (Bredderstraße und Kaiserstraße) kann die Differenz auf ca. 1,1 Mio. € gesenkt werden. Allerdings sind die „Endprodukte“ nach unserer Auffassung nicht wirklich vergleichbar.

Obgleich die Ideenskizze der Verwaltung zur Umbaulösung jeden Quadratzentimeter des Geländes nutzt und dabei mögliche baurechtliche Einschränkungen zunächst ausblendet, bleiben folgende Mängel:

Zusätzliche Schulhoffläche
Auf dieser Minifläche soll nach den Vorstellungen der Verwaltung eine weitere Spielfläche entstehern!
  1. Es wird nicht deutlich, wieviel Fläche für die OGS künftig zur Verfügung stehen wird.
  2. Ob alle, im Gutachten von Dr. Garbe und Heinz Gniosko aufgezeigten, Raumfehlbedarfe mit der Umbaulösung abgestellt werden können, ist nicht verifizierbar.
  3. Der als zusätzliche Frei- und Bewegungsfläche in den Blick genommene Randstreifen zur Kaiserstraße stellt nicht wirklich eine Lösung zur Behebung des Raummangels dar, weil hier ein zweiter, völlig unabhängiger Schulhof entsteht der zusätzliche Aufsichten erfordert. Für eine kleine Grundschule ist eine solche Situation aber nur schwer zu bewältigen. Darüber hinaus ist diese kleine Fläche unter dem Gesichtspunkt der Lärm- und Staubemissionen der Hauptstraße als nicht besonders geeignet anzusehen!
  4. Der Parkplatzmangel, der mit der Aufstellung der OGS-Container zusätzlich verschärft wurde, wird endgültig festgeschrieben!
  5. Obgleich für die bestehenden Flächen mit einem beträchtlichen Sanierungswert von 920 €/m² gerechnet wird, ist die Sanierung des Hauptgebäudedaches nicht eingerechnet! Dabei handelt es sich aber um ein mehr als 100 Jahre altes, nicht isoliertes Dach. Die Kosten dieser ebenfalls notwendigen Sanierung sind gleichfalls zu berücksichtigen!
  6. Mit der Gründung der Sekundarschule wurde durch die Gutachter der Gedanke des Bildungshauses in der Radevormwalder Bildungspolitik eingeführt. Dieser Gedanke geht davon aus, dass insbesondere von der räumlichen Nähe von Kindertagesstätte und Grundschule ein erleichterter Übergang für die Kinder organisiert werden kann. Am Standort Lindenbaum kann dieser Gedanke im Vergleich zu allen anderen Standorten kaum umgesetzt werden.
  7. Für den Fall von Gesetzesänderungen in Bezug auf die OGS bietet dieser Standort nicht die geringsten Möglichkeiten der baulichen Anpassung. Insofern belegt die Planung der Verwaltung die Feststellungen, die die o.g. Gutachter im Sept. 2017 schon vorgenommen hatten: „Die Struktur des Gebäudes ist für einen modernen Schulbetrieb wenig geeignet. Die hier kalkulierten Ergänzungsmaßnahmen werden die Situation nur quantitativ entspannen, aber nicht zu einer deutlichen Qualitätsverbesserung der Infrastruktur beitragen.“ … „Der Standort kann bei diesem Sanierungs‐ und Ergänzungsbedarf mit Blick auf die vorhandenen Flächen nicht gehalten werden.“
Heutiger Eingang für Schülerinnen und Schüler. Ganz rechts der Container der offenen Ganztagsschule, der durch einen Anbau ersetzt werden sollte!

 

 

 

Gerade das letzte Argument stellt für unsere Fraktion eine „KO-Kriterium“ dar. Die Stadt ist in jedem Fall gezwungen einen hohen siebenstelligen Betrag zu investieren. Diese Investition darf dann nicht nur die gerade augenblicklichen Raumbedarfe mehr schlecht als recht befriedigen, sondern muss auch in Blick auf sich möglicherweise verändernde Rahmenbedingungen zukunftsfähig sein! Wir sparen nichts, wenn im Zuge eines möglichen verpflichtenden Ganztages in der Grundschule
oder auch nur höherer Bedarfe wir dann doch an anderer Stelle den Neubau errichten müssen, der heute aus scheinbaren Kostennachteilen nicht gewollt ist!

1 Kommentar

  1. Kommt noch hinzu dass ein Umbau entweder den Unterricht beeinträchtigt oder den vorübergehenden Umzug der Schule oder Teile der Schule nötig macht. Der Neubau kann entstehen, ohne den Schulbetrieb zu stören. Und das Gelände an der Lindenbaumschule ließe sich verkaufen oder zu einem Kindergarten umbauen, um den wachsenden Betreuungsbedarf abdecken zu können.

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